Verfasst von R.Menebröcker, Mittwoch, 16. Oktober 2019, 11:17 Uhr in Archiv.
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Dr. Willi Feld (Mitte) mit seiner Frau im Gespräch mit Gottfried Bercks vom Heimatverein. Foto: Menebröcker |
Mit einem der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte beschäftigte sich der Historiker Dr. Willi Feld gemeinsam mit seiner Frau am Dienstagabend (15.10.) in der voll besetzten Niedermühle. Sein Thema: „Tödliche Medizin – Opfer des NS-Gesundheitssystems in Burgsteinfurt und Borghorst“. 120 000 „lebensunwerte Menschen“ seien während der Nazi-Zeit ermordet worden, zwölf Opfer in Steinfurt nachgewiesen, die Zahl dürfte aber noch höher sein, so Dr. Feld. Hinzu kamen Zwangssterilisierungen, um der „Degeneration des deutschen Volkskörpers“ entgegenzuwirken. Der Druck sei zum Teil so immens gewesen, dass die betroffenen die Sterilisation selbst beantragt haben. Es wurden so genannte Erbgesundheitsgerichte eingerichtet, für Steinfurt war ein Gericht in Münster zuständig. Betroffen waren unter anderem Blinde, Taube Epileptiker, Schizophrene, Alkoholiker, Asoziale.
Während der Zeit des Nationalsozialismus sei die „Rassenpflege“ als Lebensfrage eines Volkes dargestellt worden. 1939 erschien in der örtlichen Burgsteinfurter Presse ein Artikel über den Rassegedanken, in dem die Notwendigkeit der „Bereinigung“ wie bei Ackerbau und Viehzucht dargestellt wurde, so Dr. Feld weiter.
Der Referent schilderte namentlich mehrere Einzelfälle aus den Steinfurter Ortsteilen, darunter auch Opfer, die sich selbst das Leben nahmen, „weil sie nicht damit fertig wurden, zu den ‚Lebensunwerten´ zu gehören“. Den Rassegesetzen gab der Historiker eine Mitschuld an diesen Selbstmorden.
Er ging weiter auf die Aktion T4 ein, eine Tarnorganisation, die für die Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen verantwortlich war. In Berlin, Tiergartenstraße 4, wurde dazu eine Zentralstelle eingerichtet. Hitler hatte dafür keine staatliche Institution beauftragt, sondern seine private Kanzlei. Sie war zuständig für die Erfassung der potenziellen Opfer durch Meldebögen, die die Anstalten für ihre Patienten ausfüllen mussten, sowie für die Bestellung von ärztlichen Gutachtern. Diese zentralstelle traf anhand von Kopien der Meldebögen die Entscheidung über das Schicksal der Kranken und Behinderten und wählten geeignete Tötungsanstalten aus.
Rund 30000 Krankenakten von Opfern der NS-Euthanasie sind im Bundesarchiv in Berlin gespeichert. Sie enthält unter anderem Namen, Geburtsdaten und Anstaltsorte zu den Opfern der Tötungsverbrechen. Ein Gutachten des früheren Vizepräsidenten des Berliner Verfassungsgerichtshofs, Ehrhardt Körting, aus dem Jahr 2014, kam zu dem Schluss, dass durch Wiedergabe von Namen, Geburts- und Sterbedaten der Opfer keine schutzwürdigen Belange der Angehörigen verletzt würden.
„Nach intensivem fachlichen Austausch und vor dem Hintergrund des breiten Einvernehmens darüber, dass im Zeitalter der Inklusion die Opfer der NS-Euthanasie nicht länger verschwiegen werden dürfen und ein liberalerer Umgang mit den archivischen Quellen zur NS-"Euthanasie" im Interesse der wissenschaftlichen und familiengeschichtlichen Forschung geboten ist, hat sich das Bundesarchiv zur Veröffentlichung der Erschließungsdaten entschlossen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesarchivs vom 30. August 2018.
Wie Dr. Feld in der Niedermühle berichtete habe auch er sich nach eingehender Überlegung dazu entschlossen, die Namen der Opfer aus Burgsteinfurt und Borghorst öffentlich zu nennen. Seinem Vortrag folgte zunächst betretenes Schweigen.
Verfasst von R.Menebröcker, Mittwoch, 18. September 2019, 18:52 Uhr in Archiv.
Mit der vorchristlichen Religion der alten Sachsen setzte sich Dr. Christof Spannhoff (Bild) am Dienstagabend (17.9.) auf Einladung des Heimatvereins Burgsteinfurt und des Kulturforums in der vollbesetzten Niedermühle auseinander. Die Zweifel des wissenschaftlichen Mitarbeiters am Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster beginnen bereits bei den Ortsnamen, die angeblich auf germanische Gottheiten zurückgehen. Bereits der römische Historiker Tacitus (ca. 58 – 120 n. Chr.) hat sich in seiner Schrift „Germania“ mit der vorchristlichen Zeit in Sachsen befasst. Er war jedoch nie selbst in Germanien und muss daher, so Spannhoff, als Quelle ebenfalls kritisch hinterfragt werden, weil manches ein Konstrukt der modernen Germanenideologie sei. Dies war auch bei der rückwärtsgewandten völkischen Ideologie der Nazizeit so. Oftmals werde die vorchristliche Zeit aus christlicher Sicht beschrieben, nannte der Referent einen weiteren Knackpunkt. Die Beschäftigung mit „den Germanen“ habe erst im 19. Jahrhundert begonnen.
Für die Missionare habe es „Gebrauchstexte“ für die Taufe gegeben, so der Historiker und verwies auf das Altsächsische Taufgelöbnis nach vorheriger Unterweisung. Durch Karl den Großen (747 – 814) wurde Sachsen mit Feuer und Schwert christianisiert. Durch die Sachsenkriege (772 bis etwa 804) sei ein krasser Bruch entstanden. 805 wurde Liudger zum ersten Bischof von Münster ernannt.
Sachsen sei vor der Christianisierung kein einheitlicher Kulturraum gewesen, betonte Dr. Spannhoff weiter. Über den Jenseitsglauben der Sachsen sei nur wenig bekannt, es sei aber anzunehmen, dass sie an ein unterirdisches Totenreich glaubten.
„Nicht alle Kirchen waren vorher heidnische Kultstätten“, betonte der Historiker. Ohnehin sei ein solcher Nachweis schwierig. Dies gelte auch für Burgsteinfurt. Im 9. Jahrhundert habe es im gesamten Münsterland etwa 40 Kirchen gegeben. Zu der Zeit hätten auch nicht alle Bestattungen rund um die Kirchen stattfinden können. Die Entfernungen seien einfach zu groß gewesen. Viele Kirchen wurden in der Folgezeit auf Schultenhöfen gebaut, sie wurden vom sächsischen Adel, Stiften und Klöstern errichtet.
.Als Fazit seiner Forschungen nannte Spannhoff:
Beim Glauben der alten Sachsen habe es sich um eine typische Religion von Bauern und Viehzüchtern gehandelt.
Es wurden Haustiere und landwirtschaftliche Geräte geopfert.
Die Götter wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen angerufen.
Der Wirkungsbereich der Götter beschränkte sich auf die sichtbare Welt und Gegenwart der Menschen.
Die Götter waren Garanten der bestehenden Ordnung.
Religion war Teil der politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Ordnung.
Das persönliche Verhältnis der Menschen zu ihren Göttern bleibt unbekannt.
Verfasst von R.Menebröcker, Freitag, 11. Juli 2014, 14:53 Uhr in Archiv.
Von Hans Raeker
Die Umgebung von Münster ist eine Fahrradreise wert. Am Donnerstag (10. Juli 2014) fand entgegen den schlechten Wetterprognosen bei strahlendem Sommerwetter die geplante Umrundung von Münster in einer 53 Kilometer langen Tagesradtour statt. Vierzehn Teilnehmer freuten sich an der herrlichen Umgebung. Auf schmalen idyllischen Waldwegen wurden die Sehenswürdigkeiten des ländlichen Bereichs von Münster erkundet: das Vogelparadies der Rieselfelder, die Wallburg Haskenau, Gut Havichhorst, das Wersetal und der südliche Teil des Aaseebeckens. In der Pleistermühle und im Heidekrug konnten sich dann die Radwanderer von der achtstündigen Tour bei einem kühlen Getränk in schattiger Umgebung erholen, bevor die Heimreise mit dem Pkw oder der Regionalbahn vom Zentrum Münster-Nord angetreten wurde.
Verfasst von R.Menebröcker, Sonntag, 18. Mai 2014, 11:51 Uhr in Archiv.
Bei herrlichem Frühlingswetter haben 13 Radler des Heimatvereins die Naturschutzgebiete Grafensteiner See, Emsdettener Venn mit ausgeschildertem Moorweg und die Emsauen zwischen Isendorf und Elte mit der reichhaltigen Vogelwelt bewundern können. Unter anderem waren auf einer angrenzenden Wiese im Feuchtgebiet neun Störche bei der Nahrungssuche zu sehen. Der Große Brachvogel mit seinem tirilierenden Flötengesang, der Kuckuck mit seinem Lockruf erfüllten die Stille, weitab von jeglichem Lärm. Zufrieden von diesem Eindrücken kehrten die 13 Radler nach neunStunden und 50 Kilometern nach Hause zurück. Unterwegs war Picknick angesagt. Nachmittags wurde in die Gaststätte „Zum Hellhügel“ eingekehrt. Ab Hauenhorst ging es über die neue Bahntrasse wieder Richtung Burgsteinfurt. .Foto: Hans Raeker
Verfasst von R.Menebröcker, Freitag, 2. Mai 2014, 09:38 Uhr in Archiv.
Über Stock und Stein führte die Maiwanderung durch das Gildehauser und Bardeler Venn zum Drilandersee am Dreiländereck bei Gronau. Vierzehn Wanderer waren von den einsamen Pfaden und der aufblühenden Natur begeistert. Aber es waren auch noch Brandflecken vom Großfeuer im letzten Monat zu sehen. Diese lassen ahnen, welcher Gefahr der Vernichtung eines der hiesigen Naturparadiese ausgesetzt war. Dennoch hat auch hier der Frühling Einzug gehalten: Vogelgezwitscher und Fröschequaken aus den nahen Moortümpeln begleiteten die Wanderer auf dem gesamten neun Kilometer langen Weg. Foto: Raeker
Verfasst von R.Menebröcker, Freitag, 4. April 2014, 09:43 Uhr in Archiv.
Bei herrlichem Sonnenwetter führte die erste diesjährige Tagesradtour des Heimatvereins über herrliche Fietspaden in die Freizeitlandschaft um den See Het Rutbeek bei Enschede herum. Das Naturreservaat Buurserzand mit Wacholderbüschen und das Moorgebiet Witte Veen mit den freilaufenden schottischen Hochlandrindern wurde durchquert. Anschließend wurde in die Haarmühle bei Alstätte eingekehrt (Foto).
Verfasst von R.Menebröcker, Montag, 16. Dezember 2013, 17:33 Uhr in Archiv.
Verfasst von R.Menebröcker, Montag, 26. August 2013, 10:15 Uhr in Archiv.
Von Hans Raeker
Auf einer 145 km langen Strecke bewunderten die 17 Heimatfreunde von 23. bis 26. August 2013 die restaurierten ehemaligen Klosteranlagen Marienfelde, Clarholz und Herzebrock. Ausgangspunkt der dreitägigen Radtour war das Runddorf Rietberg mit seinen vielen Fachwerkhäusern, Parkanlagen und Wasser-läufen. Auf dem Weg zu den Emsquellen in der Senne wurde auch das Naturschutzgebiet Steinhorster Becken – siehe Gruppenbild – auf hohen Emsdeichen gestreift. Dieses Vogelparadies gilt als größte gezielt von Menschen Hand geschaffenene Biotopanlage in Nordrhein-Westfalen. Es handelt sich um ein als Wasservogelreservat mit großen Flachwasserbereichen gestaltetes Gebiet im Stauraum des Hochwasser-Rückhaltebeckens an der Ems. Nach Abschluß der Umgestaltung in 1990 hat sich das Gebiet zu einem überregional bedeutenden Brut- und Rastgebiet für Wat- und Wasservögel entwickelt. Auch jetzt konnten Schwärme seltener Vögel auf den Sandbänken und Inseln beobachtet werden.
Verfasst von R.Menebröcker, Dienstag, 2. April 2013, 09:21 Uhr in Archiv.
Am 1. April 1963 nahm die Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen in Burgsteinfurt mit drei Dozenten und 36 Studierenden den Lehrbetrieb auf und setzte damit die Tradition der 1588 in Schüttorf gegründeten und 15911 nach Burgsteinfurt verlagerten Hohen Schule – der ersten Universität Westfalens – fort.
Verfasst von R.Menebröcker, Mittwoch, 26. September 2012, 11:54 Uhr in Archiv.
So vertraut und doch neu beleuchtet. So könnte man den Vortrag von Ingeborg Höting kommentieren, den die Historikerin vor mehr als 30 Zuhörern auf Einladung des Heimatvereins in der Niedermühle hielt. Burgsteinfurt um 1500, da wurde das Zeitrad um 500 Jahre zurückgedreht. Und was sich da vor und hinter den Mauern der Burg oder hinter den Türen der Ackerbürgerhäuser abspielte, hatte die Referentin vor rund 25 Jahren in ihrer Examensarbeit aus Originalquellen der Archive zusammengetragen. Selten bekommt man die facettenreiche Geschichte unserer alten Stadt so kompakt vor Augen geführt.