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Franz Wieschebrink (1818-1878) - Zwischen Bauernidylle und gesellschaftspolitischer Satire

Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet

Von Hermann Josef Pape und Claus Reich

Zur Eröffnung der Ausstellung über den Burgsteinfurter Künstler Franz Wieschebrink berichtet die WN am 6. Dezember 2021: „Ja, man darf es Kabinettstück bezeichnen, was das Team des Heimatvereins, …, im Steinfurter Stadtmuseum zustande gebracht hat. Laut Wikipedia ist ein Kabinettstück nämlich „ein kleinformatiges Meisterwerk“, das früher in den fürstlichen Wunderkammern gezeigt wurde.“ Würde Franz Wieschebrink heute leben, wäre er vielleicht auch Maler und Karikaturist geworden, vielleicht aber wäre er auch politischer Kabarettist oder Comedian.

Einem nicht gerade unbedeutendem Künstler aus Burgsteinfurt widmet das Stadtmuseum Burgsteinfurt eine Sonderausstellung. Franz Wieschebrink, 1818 als Sohn eines Pergamentmachers und Wollwebers in Burgsteinfurt geboren, avancierte mit Unterstützung der fürstlichen Familie, insbesondere durch Fürstin Wilhelmine, und dem späteren Besuch der Düsseldorfer Kunstakademie zu einem viel beachteten und heute noch in Auktionen regelmäßig mit seinen Bildern anzutreffenden Genremaler und Karikaturisten.

Viele der Bilder beschäftigen sich mit Wieschebrinks Erleben des bäuerlichen und kleinstädtischen Erlebens seiner Kindheit und Jugend in Burgsteinfurt.

Schon ein flüchtiger Blick auf seine Bilder zeigt die Kunstfertigkeit und die Genauigkeit seiner Pinselführung. Bei eingehender Betrachtung beginnen die Bilder Wieschebrinks ihre Geschichten zu erzählen. Diese zeigen, dass der damals wie heute gefragte Künstler die Lebenssituation der Menschen der damaligen Zeit als auch die Gesellschaft mit sehr humorvollen, aber auch kritischen Augen betrachtet hat.

Franz Wieschebrink sah genau hin. Er schaute hinter die Fassade der idyllisch anmutenden Bauernstuben, nahm die Erziehungsmethoden der damaligen Zeit aufs Korn und kritisierte die gesellschaftlichen Umstände der nachrevolutionären Zeit von 1848. Dieses wird insbesondere in seinen Karikaturen deutlich, die er als Mitarbeiter des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf und in den Düsseldorfer Monatsheften veröffentlichte.

Wieschebrink schaute seinen Zeitgenossen nicht nur „aufs Maul“. Er war auch beliebt als Porträtmaler und als von den Nazarenern beeinflusster Maler religiöser Bildwerke.

Neben Reproduktionen einiger seiner Gemälde und etlichen Karikaturen ergänzen auch einige Originale aus Privatbesitz stammend die Ausstellung im Burgsteinfurter Stadtmuseum.

Nicht nur ein Muss für Kunstliebhaber jedweden Alters, auch eine Chance gerade für jüngere Besucher, um ausgehend der heutigen Sozial- und Gesellschaftskritik einen Vergleich mit früheren Zeiten zu ziehen.