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Aktivitäten

Komplexe Markengeschichte

Von Gottfried Bercks

Sylvia Dertwinkel (links) während ihres Vortrages in der Niedermühle.

"Die Geschichte der Marken ist so komplex und vielschichtig, insbesondere die Zeitspanne von fast 1000 Jahren, so dass sie von der allgemeinen Bauerngeschichte nicht zu trennen ist". Das waren die Eingangsworte von Sylvia Dertwinkel, mit der sie ihren Vortrag beim Heimatverein begann. Aus diesem Grunde hatte sie sich auch auf einen kleinen Ausschnitt beschränkt, der quellenmäßig gut belegt ist und aus dem man viele Aspekte der Marken- und Bauerngeschichte erklären kann. Es handelte sich um ein "Höltingsprotokoll" der Sellener Markengenossen aus dem Jahr 1612, das in dem Buch des Heimatvereins und des landwirtschaftlichen Ortsvereins Burgsteinfurt auf den Seiten 40 bis 45 behandelt ist. Hier sind nicht nur alle 39 Markengenossen namentlich aufgeführt, sondern auch der zuständige Markenrichter oder Holzgraf , Graf Wilhelm Heinrich von Bentheim und Steinfurt genannt, der sich von seinen Räten Stephan de Reiger, Johannes Huberts und Johannes Palte begleiten und beraten ließ. Zuvor war der Termin von der Kanzel der Großen Kirche verkündet worden, wobei das Erscheinen Pflicht war und es nur wenige Entschuldigungsgründe gab, die akzeptiert waren. Für Wilhelm Heinrich war diese Aufgabe mehr als ein Ehrenamt, bedeutete es für ihn auch eine gute Einnahmequelle, denn er bekam von allen Einnahmen aus der Mark entsprechende Anteile. So erhielt er aus diesem "Hölting" 25 Goldgulden, die er mit ins Schloss nehmen konnte. Dazu kamen Verpachtungen und Verkäufe aus den Markenflächen, die zusätzlich für Einnahmen bei dem Grundherren sorgten.
Aber auch viele andere Aspekte wurden von Dertwinkel behandelt. Zum Beispiel, dass sich von den 39 Markengenossen 22 Höfe bis in das Jahr 1355 zurück verfolgen lassen oder die jeweilige Siedlungsgeschichte in Bezug auf Hofklassen nachvollzogen werden kann.
Die Besucher waren überrascht, was sich aus so einem Protokoll alles ablesen und was gefolgert werden kann. Die Forschungsarbeit ist eine Bereicherung für die Agrargeschichte unseres Raumes und könnte noch für viele Vortragsthemen Grundlage sein.