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Reformation war nicht nur eine Glaubensfrage

Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet

Die Reformation war nicht nur eine Glaubensfrage, sondern hinter der Verbreitung der Ansichten Martin Luthers standen oft auch handfeste politische Interessen. Das machte Dr. Christof Spannhof vom Institut für vergleichende Stadtgeschichte der Uni Münster zur Eröffnung der Ausstellung „500 Jahre Reformation“ im Stadtmuseum am Mittwoch (6.9. 2017) vor zahlreichen Gästen deutlich.

Zahlreiche Gäste kamen zur Ausstellungseröffnung. Foto: Menebröcker

1517 war in Westfalen nur wenig von der reformatorischen Bewegung zu spüren, bis in die 1520er Jahre herrschte eine heile katholische Welt. In der Grafschaft Tecklenburg wurde eine eigene lutherische Kirchenordnung erst 1543 eingeführt. Die Reformation sei kein Zeitpunkt, sondern ein Prozess gewesen, so Spannhoff.

Während Anna von Tecklenburg noch überzeugte Lutheranerin war, trat ihr Sohn Arnold von Bentheim-Tecklenburg (1544 – 1606) persönlich 1574 zum Calvinismus über. Unter ihm wurden durch Erbgang die Grafschaften Bentheim, Tecklenburg (mit Rheda) und Steinfurt herrschaftlich vereint. Im gleichen Jahr berief er den calvinistischen Prediger Johann Kemener an seinen Hof, wo am 2. Advent 1575 erstmals das Abendmahl nach reformiertem Ritus feierte. Am 29. Januar 1576 taufte Kemmener den zweiten Sohn des Grafenpaares gemäß reformierter Zeremonie. Die Bevölkerung der Grafschaften blieb jedoch weitgehend weiter lutherisch.

Als 1587 spanische Soldaten aus den Niederlanden in die Grafschaften einfielen, bat Arnold den reformierten Grafen Johann IV. von Nassau-Dillenburg um Hilfe. Diese wurde nur unter der Voraussetzung gewährt, dass das reformierte Bekenntnis in Tecklenburg-Bentheim-Steinfurt eingeführt wurde. Am Tag vor Weihnachten 1587 wurde die Kirche in Tecklenburg von Bildern  „gereinigt“ und am 2. Weihnachtstag fand dort ein öffentlicher reformierter Gottesdienst statt, erläuterte Spannhoff. 1588 erließ Arnold für alle Landesteile eine Kirchenordnung. 1589 wurde in der Steinfurter Schlosskapelle, 1591 in der Großen Kirche in Burgsteinfurt und schließlich 1592 in Bentheim Gottesdienst nach reformiertem Ritus gefeiert.

Möglicherweise sollte dadurch auch den Rekatholisierungstendenzen der Jesuiten in Münster entgegengewirkt werden. Auch die Gründung der Hohen Schule in Schüttorf, die später nach Steinfurt verlegt wurde, nannte Spannhoff in diesem Zusammenhang. Außerdem habe Arnold mit dem Konfessionswechsel die reformierten Niederlande im Kampf um die Rückgewinnung Lingens für sich auf seine Seite ziehen wollen.

Hermann Lünnemann und die Bürgermeisterin mit dem Gastredner Dr. Christof Spannhoff. Foto: Menebröcker

In Steinfurt wurden ab 1544 evangelische Predigten in der Schlosskapelle und der Kleinen Kirche gehalten, in der Großen Kirche – in Besitz der Johanniter – wurde weiterhin die katholische Messe gefeiert. Am 25. Januar 1564 wurde der lutherische Prediger Johannes Bodenburg als Pfarrer an der Großen Kirche in Burgsteinfurt, die bislang den Johanniterbrüdern der benachbarten Kommende unterstanden hatte, installiert. In einem symbolischen Akt führte man am gleichen Tag die Deutsche Messe in der Großen Kirche ein und zog das Patronatsrecht der Johanniter über die Pfarrkirche an das Grafenhaus.

Ausführlich wird Dr. Christof Spannhof über die Reformation in der Grafschaft Steinfurt in einem Vortrag am  25. September 2017 in der Niedermühle berichten.

Die Vorsitzende des Heimatvereins, Dr. Barbara Herrmann, dankte dem Museumskreis unter Führung von Hermann Lünnemann für die intensive Vorbereitung der Ausstellung. Lünnemann verwies insbesondere auf die Unterstützung durch das Emslandmuseum in Lingen sowie das Gymnasium Arnoldinum für die Ausstellung. Voll des Lobes war auch Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer, die insbesondere das Miteinander der Christen in Steinfurt herausstellte.