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Aktivitäten

Alte Rechnungen belegen Wandel der Stadt

Künstlerische Freiheit bei Gestaltung der Briefköpfe

Von Hermann-Josef Pape

So manch einer wird sich erinnern, wenn er die vielen Rechungsköpfe sieht, die zurzeit im Stadtmuseum Steinfurt unter dem Thema  "Büro einst und jetzt" ausgestellt sind.

Schon bei der Ausstellungseröffnung bestaunten viele Besucher die umfangreiche Sammlung. Neben Büromaschinen  geben auch alte Rechnungsbelege, Quittungen und Zeitungsanzeigen Einblicke in die Burgsteinfurter Stadtgeschichte. Es ist eine Vielzahl zusammengekommen, mit der die organisierenden Heimatfreunde nun wirklich nicht gerechnet hatten. "Das sind doch alles nur alte Papierrechnungen -  die können weg", mag der eine oder andere beim Anblick von alten Rechnungen und Büroutensilien von ehemaligen Firmen denken. Dabei stellen diese Papiere unserer Vorfahren auch eine spannende Geschichtsquelle dar:  Für die historische Volkskunde und die Alltagsgeschichte bieten alte Utensilien und Einrichtungsgegenstände nämlich einen aufschlussreichen Einblick in die Alltagswelt der Menschen vergangener Tage.

Den heutigen Betrachter laden sie zum Staunen und Vergleichen ein. Fantasievolle Darstellungen schmückten  einst die Kopfbögen und Annoncen. Besonders interessant sind natürlich die Rechnungsköpfe der Firmen, die diese Schreiben auch unterschiedlich intensiv zur Selbstdarstellung nutzten.

 Kolorierte Rechnungsköpfe aus der Zeit der Jahrhundertwende, die Burgsteinfurt als florierende Stadt zeigen mit dampfenden Schloten und großen Fabriken. Die Anlagen und Betriebsansichten auf dem Rechnungskopf sprengten oft die wirklichen Ausmaße der Unternehmen. Da hatten wohl die Gestalter der Rechnungen nach zeitgenössischem Geschmack viel "künstlerische Freiheit" walten lassen, denn so viele hohe qualmende Schornsteine hatte Burgsteinfurt kaum aufzuweisen.

Rechnungen, die in den vergangenen hundert Jahren verschickt wurden, von der Jahrhundertwende über zwei Weltkriege bis zum sogenannten Wirtschaftswunder, werden dem Betrachter in der Ausstellung nahegebracht. Fotos: Pape

Aus heutiger Sicht reizt manches zum Schmunzeln, sicherlich eine "Spezialität" wie zum Beispiel der Hinweis auf eine "Spezialität" eines  Schuhmachermeisters  in der Zeitungsanzeige: "Beschuhung für kranke und leidende Füße - verunstalteter Innenballen" mit dem Vermerk "Vorzügliche Arbeit". Oder die Anzeige  "Fürstl. Bagno-Wirtschaft -  Schönster u. größter Naturpark Westfalens  mit Kahngelegenheiten" sowie die Annonce eines Getränkevertreters "Fordern Sie nicht Steinhäger, sondern Schlichte".

 Anhand der Rechnungen wird auch deutlich, wo in das Stadtbild eingegriffen worden ist, welche Industriebetriebe ganz verschwunden sind.

Die Ausstellung ist eine wahre  Fundgrube für alle, die an der Ortskunde interessiert sind. Wer möchte,  kann im Stadtmuseum  mit dem Prägesiegel und Siegellack wie seine Vorfahren ein Schriftstück mit einem Siegelabdruck versehen. Führungen werden kurzfristig bei  telefonischer Voranmeldung unter 02551/5987 gegeben.