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Wasserrad vor dem Zerfall

Die Idee von der Strom per Wasserkraft erzeugenden Niedermühle ist für die Heimatfreunde ad acta gelegt. Nicht jedoch die Erneuerung des Mühlenrades selbst. Dessen Sanierung soll jetzt vordringlich angegangen werden. Finanzielle Unterstützung erhoffen sich die Heimatfreunde unter anderem von der NRW-Stiftung.

Von Ralph Schippers
Westfälische Nachrichten

 

Machten im Pressegespräch den dringenden Handlungsbedarf in Sachen Wasserrad-Erneuerung deutlich: Dr. Reinhold Dankel, Wolfgang Göbel und Gottfried Bercks vom Heimatverein Burgsteinfurt. Foto: Schippers

Die Idee hat Charme – und hätte in Zeiten der Energiewende besondere Strahlkraft: Mit dem Einbau einer Turbine zur Erzeugung elektrischen Stroms durch das Wasserrad der Niedermühle hat sich der Heimatverein Burgsteinfurt schon seit geraumer Zeit beschäftigt. Sogar eine eigene Potenzialanalyse, angefertigt von Wissenschaftlern der Fachhochschule Münster, hat sich diesem Thema schon gewidmet. Indes mit ernüchterndem Ergebnis: Ohne Sponsorenunterstützung lässt sich ein solches Vorhaben nicht wirtschaftlich darstellen – derzeit zumindest. „Die Investition wäre zu hoch, die Amortisationszeit würde zu lange dauern“, betont Wolfgang Göbel, „Mühlenexperte“ beim Heimatverein. „Jenseits von Gut und Böse“, pflichten ihm der Vorsitzende Dr. Reinhold Dankel und Beiratsmitglied Gottfried Bercks bei.

Die Idee von der Strom per Wasserkraft erzeugenden Niedermühle – sie ist für die Heimatfreunde zunächst ad acta gelegt. Nicht jedoch die Erneuerung des Mühlenrades selbst. „Dessen Sanierung muss jetzt vordringlich angegangen werden“, sagt Dankel. Warum? Das wird bei einem Blick auf den äußeren Teil der Holzkonstruktion selbst dem Laien unmittelbar deutlich. Das Eichenholz der Felge ist nicht nur verwittert und von Moos überzogen, sondern an einigen Stellen schon so marode, dass es bereits angebrochen ist. Dadurch läuft die Achse unrund und die über 100 Jahre alten Schaufeln des denkmalgeschützten Ensembles schaben geräuschvoll am Mauerwerk. Immer wieder müssen sie nachjustiert werden – eher provisorisch, denn dauerhaft.

Dass dringender Handlungsbedarf besteht, ist für die Mühlen-Pächter ebenso unzweifelhaft wie die Ursache des zuletzt sich beschleunigenden Verfalls. Grund ist nach Meinung des Heimatvereins der Einbau eines zusätzlichen Leitdammes im Mühlenkolk, den der Kreis als Untere Wasserbehörde 2008 installieren ließ, nachdem die zwei Jahre zuvor installierte Fischtreppe nicht die erhoffte Wirkung gezeigt hatte. Die Folge: Das Unterwasser wurde angestaut, der Wasserspiegel stieg. Dadurch bedingt wiederum stand und steht das Wasserrad bis heute permanent etwa 40 Zentimeter im Wasser. Und, das weiß auch der Laie, Staunässe zerstört über kurz oder lang auch das härteste Holz.

Bevor die Heimatfreunde Nägel mit Köpfen, sprich nach 20 Jahren nun ein neues Wasserrad in die Niedermühle einbauen, wollen sie zuvor das Problem mit der Leitmauer angehen. In einem Schreiben hat sich Gottfried Bercks an Landrat Thomas Kubendorff – dieser ist zugleich Vorsitzender der Westfälisch-lippischen Mühlenvereinigung – gewandt und ihm gegenüber deutlich gemacht, dass aus der Sicht des Heimatvereins der Rückbau der Aufstauung des Unterwassers und der Einbau eines Ablaufgerinnes für das Wasserrad einer Erneuerung desselben vorgeschaltet sein müsse. Die Kosten in Höhe von 7500 Euro könne der Verein aus eigener Kraft nicht stemmen, bittet Bercks den oberstes Verwaltungschef des Kreises um finanzielle Unterstützung.

Hintergrund ist die Finanzierung des neuen Wasserrads selbst, das Kosten inklusive des Einbaus in Höhe von 25 000 bis 30 000 je nach Ausführung verursachen wird. Auf Zuschüsse aus Mitteln des Denkmalschutzes können die Heimatfreunde nicht bauen. „Das Land hat sich bekanntermaßen weitgehend aus der Förderung zurückgezogen“, berichtet Dankel. Die Hoffnungen ruhen daher auf der NRW-Stiftung, die seinerzeit auch schon die Mühlenrenovierung unterstützt hatte, oder auf ein Engagement des Kreises. Darüber hinaus sollen Sponsorengelder Privater eingeworben werden.

„Unser Ziel ist es, eine dauerhafte Sanierung, die mindestens 30 Jahren Bestand hat, zu erreichen“, betont Wolfgang Göbel. Und wer weiß: Vielleicht kann dann ja auch mit der grünen Stromproduktion der altehrwürdigen Mühle begonnen werden . . .