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Aktivitäten

Die Kirchspiellandwehr in Hollich

Landwehren haben viel zur Grenzbildung von Städten und Kirchspielen beigetragen. – ganz  besonders in Westfalen, das sie wie ein Netzwerk überziehen.

Von Gottfried Bercks

Im 13. und 14. Jahrhundert gab es ein Netzwerk von Tausenden von kleinen Herrschaften und jeder verteidigte seine Grenzen gegen „Übergriffe“, So gab es eine nördliche Grenzbefestigung in Steinfurt  die Hollicher-Landwehr von der Steinfurter Aa bis zum Borghorster Venn, die man heute an einigen Stellen noch deutlich sehen kann.

Die Kirchspiellandwehr in Hollich trennte die besiedelte Bauerschaft zum Norden hin von dem offenen Feld oder Markengrund ab. Geschützt werden sollte das Landvolk in der Kirchspielgemeinde Hollich gegen Feinde von außen, gegen allerleiräuberisches Volk und vor allem gegen den Bischof von Münster, der immer wieder versuchte, die Grafschaft Steinfurt in seine Gewalt zu bringen.

In der Wachtrolle der Stadt Steinfurt von 1402 ist zum ersten Mal die Hollicher Landwehr erwähnt, so dass man davon ausgehen kann, dass die Landwehr von den Kirchspielbauern im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Nach den Angaben in einer Karte von 1807 über die Polizeiwege in der Franzosenzeit soll die Landwehr „längs der Bauerschaft bis nach dem Venne“ durchgegangen sein. Allerdings endet sie in den Urmesstischblättern von 1828  am Entenkoi (Fangvorrichtung für Wildenten) im Hollicher Feld. Die Landwehr ist auf der Urkatasterkarte von 1828 und in der „Uraufnahme“ von 1842 eingezeichnet. Das Landwehrprofil weist nach Norden einen tiefen Außengraben und eine hohe steile Wallböschung auf, auch heute noch kann man eindeutig erkennen, dass es sich hier um die Wehrseite der Landwehr gehandelt haben muss. Sie hatte bei Nachforschungen an folgenden sechs Stellen Durchlässe, die jeweils durch entsprechende Schlagbäume gesichert waren.

 

Bäumers Baum   heute: Wettringer Straße

Trocken Baum    heute: Grüner Weg

Niehus Baum      heute: Niehusstiege

Krusen Baum      heute: Am Heiker

Kerkhoffs Baum heute: hier ist kein Weg mehr vorhanden

Bockers Baum:   heute: Bergweg

 

Eine Besonderheit stellt Landwehrschnieder dar, der auf der Landwehr oder direkt dahinter seinen Hof gebaut hat. Ursprünglich müssen auch Wachttürme oder Beobachtungsstände vorhanden gewesen sein. In der Wachtrolle von 1402 wird von Nefigmanns Warte berichtet, ein Wachturm in der Nähe des Hofes Reher, Hollich 94. Leider sind in der Örtlichkeit hiervon keine Spuren mehr zu finden. Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Landwehren ausgedient, sie stellten keinen wirksamen Schutz mehr da. Da sie auch nicht mehr gepflegt und unterhalten wurden, verfielen sie. Aus diesem Grunde wurden Anfang des 19. Jahrhunderts die einzelnen Landwehrflächen aufgeteilt und an die anliegenden Bauern verkauft. Der Erlös ging in einen Schulfond, aus dem der neue Lehrer der Hollicher Schule zum Teil bezahlt wurde. Allerdings sind nicht alle Landwehrflächen verkauft worden, da das Amt Steinfurt Restflächen benötigte, um Faschinen für die Wegeausbesserung herzustellen und ein weiteres Stück diente dem Holzbedarf des Schullehrers. So sind die Hollicher Schützen noch heute in der Lage, in eben diesem verbliebenen Stück Landwehr ihren Schießstand zu unterhalten und dort alljährlich ihren König zu ermitteln.

Die Übergangsstellen wurden durch abschließbare Schlagbäume oder Gatter abgesperrt. Die Kontrolle wurde einem „Baumhüter“ anvertraut, der in der Nähe wohnte, und verpflichtet war, den Schlagbaum instand zu halten, bei Tagesanbruch zu öffnen und abends wieder zu schließen. Aus dieser Tätigkeit sind folgende Namen entstanden: Bäumer, Böhmer, Scheiper, Nienbaum, Schlüter.